Wer beim Fechten an schlagende Verbindungen denkt, der ist beim Wuppertaler Fechtclub (WFC) ganz falsch. Denn hier geht es nicht um die vermeintlich schönste Narbe, sondern um echten Sport. Die Fechter lernen Genauigkeit, Fairness und Teamgeist. Dass das auch noch jede Menge Spaß macht, merkt jeder, der die Sporthalle während der Trainingszeiten betritt, sofort.

Reinhard Grönitz läuft mit einem Staubsauger durch die Sporthalle der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule. Für einen reibungslosen Trainingsablauf tut der 1. Vorsitzende des Wuppertaler Fechtclub alles und dazu gehört eben auch das Staubsaugen. „Wir haben hier sensible elektronische Geräte. Die sollen ja nicht durch ein paar Staubkörner in der Steckdose gestört werden“, erklärt er. Prompt tönt ein lautes Piepen durch die Halle. Treffer!

Das Fechten hat sich seit der Zeit der drei Musketiere weiterentwickelt und so sind die Sportler heute alle „verkabelt“. Ihre Degen verfügen über Kontakte an der Spitze, die bei einem Treffer auf der Schutzweste des Gegners auslösen. Die Punkte werden automatisch gezählt und an die Leuchtanzeige übermittelt. Das ist komfortabel – kostet aber auch Geld. „Das Equipment wird immer teurer“, sagt Reinhard Grönitz. „Doch wir möchten nicht, dass Fechten dadurch ein Elitensport wird. Daher gehört die Sponsorensuche und das Schreiben von Förderanträgen fest zu unserer Vereinsarbeit.“

Auch die Sparkasse ist als Sponsor mit an Bord. Der WFC revanchiert sich mit Bestleistungen und platziert immer wieder Sportler in den Top-Kadern und auf den Siegertreppchen. Nachwuchstalent Annika hat besonders große Ziele: Sie will zur deutschen Meisterschaft und dort mindestens unter die ersten Zehn. Die Chancen stehen gut: Bei ihrem letzten großen Turnier in Leverkusen belegte sie den zweiten Platz in ihrer Altersklasse. „Mir gefällt die familiäre Atmosphäre hier im Verein. Auch wenn wir uns auf der Bahn „erstechen“, sind wir ein Team und es gibt abseits der Bahn kein Konkurrenzgefühl.“

Hart trainiert wird aber schon: „So, dann aufwärmen und umziehen, um 10 nach will ich euch alle wieder in der Halle sehen!“ Trainer Dennis Lieverkus klatscht in die Hände und etwa 20 Sportler stehen auf und beginnen zu laufen. Seit 14 Jahren führt er Anfänger ans Fechten heran und hilft den Profis, noch besser zu werden. „Sieben bis acht Stunden in der Woche verbringe ich hier in der Halle. Dazu kommt die Turnierbegleitung am Wochenende. Das geht nur mit Herzblut“, sagt der 28-Jährige. Seine Kollegin Vanessa Morreale nickt und ergänzt: „Es macht Spaß, sich immer wieder neue Trainingsmethoden zu überlegen und zu sehen, wie die funktionieren. Das hier ist unser Spielplatz!“

Reinhard Grönitz freut sich über das Engagement der jungen Vereinsmitglieder. Schließlich engagiert er sich schon seit den 70er-Jahren für den Sport und den Verein. Sein ganzer Stolz ist das eigene Turnier des WFC. Letzten Herbst folgten etwa 300 Fechter dem Ruf des Wuppertaler Fechtclubs und traten in der Unihalle gegeneinander an. „Inzwischen haben wir sogar Rollstuhlfechter dabei. Das kam beim letzten Mal sehr gut an, weil wir keinen separaten Wettbewerb daraus machen, sondern Sportler mit und ohne Behinderung gegeneinander antreten.“ Beide Fechter sitzen dabei in befestigten Rollstühlen und arbeiten ausschließlich mit dem Oberkörper. „Das ist für einen Fechter schon eine spezielle Herausforderung, wenn er plötzlich ohne Beinarbeit auskommen muss. Das schafft Verständnis und Anerkennung – so soll Inklusion sein“, sagt Reinhard Grönitz.

Inzwischen stehen alle Fechter umgezogen in der Halle. Mit ihren Masken und Anzügen sehen sie ein bisschen aus wie eine Armee von Imkern auf dem Weg zum Bienenstock. Die Sicherheit steht immer an oberster Stelle. Zwei junge Fechter tänzeln mit der einen Hand auf dem Rücken vor und zurück, immer auf eine Unachtsamkeit des Gegners lauern. Ein schneller Schritt vor, eine winzige Bewegung aus dem Handgelenk – pieps! Treffer! „Natürlich geht es um die Lust, sich mit anderen zu messen“, sagt Kassenwart Peter Eisner, bereits seit 50 Jahren Vereinsmitglied. „Aber fair und respektvoll. Unsere Sportler gewinnen Selbstvertrauen, Körperbeherrschung und Schnelligkeit. Darauf sind wir stolz – und wenn sie dann noch ein paar Pokale mit nach Hause bringen, noch besser.“

 

Quelle: https://web.sparkasse-wuppertal.de/TreuePost/10/